[Rezension] Vox – Christina Dalcher
Titel: Vox
Reihe: Einzelband
Autorin: Christina Dalcher
Verlag: Fischer Verlage
Erscheinungsjahr: 2018
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 400
Meine Wertung: 4 Federn
Klappentext:
In einer Welt, in der Frauen nur hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, bricht eine das Gesetz. Das provozierende Überraschungsdebüt aus den USA, über das niemand schweigen wird!
Als die neue Regierung anordnet, dass Frauen ab sofort nicht mehr als hundert Wörter am Tag sprechen dürfen, will Jean McClellan diese wahnwitzige Nachricht nicht wahrhaben – das kann nicht passieren. Nicht im 21. Jahrhundert. Nicht in Amerika. Nicht ihr.
Das ist der Anfang.
Schon bald kann Jean ihren Beruf als Wissenschaftlerin nicht länger ausüben. Schon bald wird ihrer Tochter Sonia in der Schule nicht länger Lesen und Schreiben beigebracht. Sie und alle Mädchen und Frauen werden ihres Stimmrechts, ihres Lebensmuts, ihrer Träume beraubt.
Aber das ist nicht das Ende.
Für Sonia und alle entmündigten Frauen will Jean sich ihre Stimme zurückerkämpfen.
Rezension:
Ich muss gestehen, dass mir dieses Buch wirklich an die Nieren gegangen ist. Ich war schon nach wenigen Seiten total in der Geschichte gefangen und litt mit Jean. Was für eine grausame Vorstellung, nur noch 100 Wörter am Tag sprechen zu dürfen, sein Kind nicht trösten zu können, wenn es aus einem Albtraum erwacht, weil man keine Wörter mehr zur Verfügung hat. Der Schreibstil von Christina Dalcher ist so eindringlich, dass ich mich richtig gegruselt habe.
Ich halte es durchaus für nicht abwegig, dass die Geschichte wie geschildert geschehen könnte. Gib einer Gruppe, egal ob Männern oder Frauen Macht über die andere Gruppe und sie wird sie nutzen. Die Menschen scheinen leider irgendwie so gestrickt zu sein. Vor allem am Beispiel Stevens macht die Autorin sehr deutlich, wie schnell die Jugendlichen sich mit der Welt, in der Frauen ins Haus gehören und dem Mann Untertan zu sein haben, zurechtfinden. Ich glaube sogar, dass gerade halbwüchsige Jungen, wie Steven, diese Machtposition, die sie dadurch erlangen, schnell zu schätzen wissen.
Am Ende macht es sich Christina Dalcher aus meiner Sicht zu einfach. Der Sturz des Regiemes geht zu glatt vonstatten. Den Protagonisten werden ab dem Moment, in dem sie sich zum Kampf entschließen, so gut wie keine Steine mehr in den Weg gelegt. Tut mir leid, aber bei einer solch hoch gesicherten Einrichtung erscheint mir das einfach unglaubwürdig und es trübte mir den Lesegenuss ganz gewaltig.
Von mir gibt es 4 Federn für ein Buch, welches ein wichtiges Thema anspricht, aber zu sehr an der Oberfläche bleibt.
Weitere Rezensionen findet ihr bei:
tthinkttwice – 4 Sterne
Friedelchens Bücherstube – 5 Sterne
Liebe Yvonne,
ich sehe es ganz wie Du – das Thema ist zeitlos und die Situation, dass eine Gruppierung die Macht übernimmt und die Bevölkerung beeinflusst und kontrolliert, kann überall und jederzeit passieren. So wie Jean und die anderen Frauen möchte ich nicht leben müssen.
Leider muss ich mich auch Deinem großen Kritikpunkt anschließen, dass hier die Lösung viel zu einfach gestaltet wurde. Ich hätte es auch lieber gelesen, wie jemand wie Du und ich damit umgeht und nicht jemand, der in einer „Luxussituation“ wie Jean ist, weil man sie braucht und sie relativ leicht hinter die Kulissen kommt. Und das hab ich der Autorin nicht so leicht „verziehen“, denn sie hat damit umgangen, was ich gerne ausführlich gelesen hätte.
Deshalb sehe ich das Buch nur als Anstoß für ein wichtiges Thema, aber glücklich war ich nicht damit und habe es nur als mittelmäßig eingestuft. Bei mir hätte es also nur 3 Federn gegeben, ansonsten sind wir absolut einer Meinung.
LG Gabi
Hallo Gabi,
ich kann gut nachvollziehen, dass du nur 3 Federn vergeben hättest. Ich habe auch wirklich mit mir gerungen.
Ich fand die Voprstellung, so leben zu müssen auch den absoluten Horror. Zumal ich meine 1.500 Wörter, die Frauen angeblich am Tag mehr als Männer benutzen, schon vor dem Frühstück verbrauche. Ich rede, wenn ich mich wohlfühle schnell und viel *lach*
Hab ein schönes Wochenende
LG
Yvonne
Vielen Dank für’s Verlinken, liebe Yvonne! <3
Mir ging es bei dem Buch genau wie dir. Grundsätzlich finde ich es grandios, aber das Ende war zu einfach – passte nicht zum Rest.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende!
Miri
Sehr gerne, liebe Miri!
Schade, dass die Autorin sich da nicht mehr Zeit gelassen hat bzw., dass das Lektorat da nicht eingegriffen hat. Das Ende hätte wirklich besser ausgearbeitet werden müssen.
Habt ein schönes Wochenende
LG
Yvonne
Die Rezension ist interessant, das Thema für mich allerdings nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unsere Zivilisation (wenn es denn eine ist) in solch dunkle Zeiten zurück fallen könnte. Und eigentlich ist es ja auch kein Zurückfallen, denn eine solche Beschränkung hat es für Frauen meines Wissens nicht gegeben.
Dystopien haben im Moment ja Hochkonjunktur. Ich selbst bin der Dystopie auch nicht grundsätzlich abgeneigt. Wenn sich Menschen allerdings gegenseitig unterdrücken, ist das keine Geschichte, die mich unterhält.
Ich wünsche Dir noch eine schöne Restwoche.
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Hallo Wolfgang,
Danke für deinen Kommentar. Ich kann mir leider sehr gut vorstellen, dass wir in solche (oder ähnliche) Zeiten bewegen. Gerade jetzt steuern wir, aus meiner Sicht, direkt darauf zum dass Minderheiten unterdrückt werden sollen und so richtig bekommen wir das Ruder nicht herum gerissen. Ob es nun Frauen, ausländische Mitbürger, Behinderte… sind, die am Ende unseres Weges unterdrückt werden, das vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Vielleicht fängt es mit einer der Gruppierungen an und breitet sich dann weiter aus. Aus meiner Sicht ist es absolut nicht unwahrscheinlich, dass diese Zeiten kommen werden. Vielleicht nicht in den nächsten 10 Jahren (obwohl ich mir selbst da nicht mehr so sicher wäre), aber vielleicht in 50 oder 100 Jahren.
Für mich ist gerade diese Dystopie ebenso wie Die Tribute von Panem, unheimlich authentisch, da für mich absolut nicht abwegig.
Viele Grüße und auch dir eine schöne Restwoche
Yvonne