Rezensionen,  5 Sterne,  Gelesen 2017

[Rezension] Heidelbeerkind – Marion Bischoff

Rezension, Marion Bischoff, Rhein-Mosel-Verlag

Anzeige

Titel: Heidelbeerkind
Reihe: Band 1
Autorin: Marion Bischoff
Verlag: Rhein-Mosel-Verlag
Erscheinungsjahr: 2017
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 266

Meine Wertung: 5 Federn

Klappentext:

Clausen, ein kleines Dorf im Pfälzerwald im August 1944:
Elise liebt es, die morgendliche Ruhe der Natur auf sich wirken zu lassen. Sie pflückt Heidelbeeren, als sie plötzlich dieses Ächzen hört. Ängstlich und neugierig zugleich sieht sie sich um. Zwischen den Hecken liegt ein verwundeter Soldat. Die Panik ist ihm anzusehen. Obwohl Elise weiß, dass auf die Hilfe für Fahnenflüchtige Zuchthaus steht, versteckt und versorgt sie den Fremden in der Waldhütte ihres Vaters. Doch Nazis lauern überall…
Obwohl viele Menschen die Ausmaße des Hitlerregimes gar nicht erfassen konnten, gab es unter ihnen diejenigen, die sich auflehnten und nicht dem verbreiteten Stimmungsbild folgten. Einer dieser Menschen war Elise.

Rezension:

Das Buch wird als historischer Liebesroman beworben. Ich muss sagen, dass ich es nicht nur als eben dies empfinde, sondern auch als ein wichtiges Zeitdokument. So oder ähnlich dürften sich viele Geschichten in Deutschland der 30er und 40er Jahre des 20. Jahrhunderts abgespielt haben. Die Bevölkerung leidet Not, wobei Elise in einem kleinen Dorf lebt, in dem man die meiste Zeit über vom Kriegsgeschehen an sich relativ wenig mitbekommt. Dennoch sind die Zeiten schwierig, Freundschaften werden auf harte Proben gestellt und nicht jede Freundschaft, die zuvor eine solche zu sein schien, überlebt diese Zeiten.

Elise ist eine beeindruckende junge Frau, die mir Hochachtung abgerungen hat. Ohne Angst stellt sich sie sich der Aufgabe, die ihr mit dem verwundeten Deserteur Julius vor die Füße geworfen wird. Ebenso ohne Angst sagt sie offen ihre Meinung gegen das Regime und kämpft für sich und ihre Familie. Auch in der Zeit, in der sich die Verzweiflung des jungen, gerade einmal 18 Jahre alten Mädchens, sich aus jeder Zeile herauslesen lässt, so verliert sie nicht den Lebensmut, verliert nicht ihren starken Willen. Elise hat mich, als Charakter, nachhaltig beeindruckt.

Elises Mutter spielt einen wichtigen Part in der Geschichte. Von ihr war ich zunächst im höchsten Maße abgestoßen, habe mich dann aber bemüht, auch ihre Sichtweise zu verstehen. Es fiel mir schwer. Wie kann eine Mutter ihre Tochter so hängen lassen, sie in solch einer schweren Zeit so wenig unterstützen. Ich hatte den Eindruck, dass eher Elise die starke Erwachsene in dieser Familie ist. Elises Mutter ist es aber auch, die die größte Entwicklung durchmacht. Auch das hat mir Respekt vor ihr abgerungen.

Julius habe ich eigentlich ein bisschen zu wenig kennengelernt. Mir fiel es schwer, nachzuvollziehen, warum sich Elise so Hals über Kopf in ihn verliebt. Aber, sie tut es und ich habe es ihr durchaus abgenommen. Ich hätte mir aber gewünscht, noch ein bisschen mehr über ihn und sein bisheriges Leben zu erfahren. Er blieb mit leider sehr fremd.

Ferdinand und Gerda, zwei sehr wichtige Nebenfiguren, waren sehr gut dargestellt. Ferdinand konnte ich noch ansatzweise verstehen. Die jungen Menschen sind noch sehr jung, werden in einer Ausnahmesituation groß und er ist schon arg verliebt. Ich habe immer zwischen Verständnis und Mitgefühl geschwankt. Letzen Endes war mir Ferdinand aber doch zu berechnend, um ihn wirklich gern haben zu können. Vor allem Gerda ist natürlich die Person zum hassen schlechthin. An ihr konnte ich nichts, aber auch gar nichts finden, was sie mir irgendwie sympathisch gemacht hätte.

Insgesamt ist der Schreibstil von Marion Bischoff extrem flüssig, sehr einnehmend und bildhaft. Ich hatte keine Probleme mir das kleine Dorf mit seinen Bewohnern vorzustellen und musste mich zwingen, das Buch aus der Hand zu legen, denn eigentlich hätte ich es wirklich in einem Rutsch durchlesen können. Ich habe so eine starke Verbindung zu Elise aufgebaut, dass ich das Gefühl hatte, sie wirklich durch ihr Leben zu begleiten. Was will man als Leser mehr?

Heidelbeerkind von Marion Bischoff ist eine extrem runde Geschichte, die mich in eine Zeit entführt hat, von der ich froh bin, dass ich sie nicht miterleben musste. Von mir gibt es 5 Federn und eine Leseempfehlung.

Marion Bischoff hat mir verraten, dass sie bereits am zweiten Band schreibt. Ich bin jetzt schon gespannt, wie es für Elise, ihren kleinen Bruder Hans, ihren Großvater und ihre Mutter weitergeht. Werden wir Julius wiedersehen? Wer weiß…

Weitere Rezensionen konnte ich für euch leider nicht aufstöbern. Wer das Buch rezensiert hat darf mir gerne den Link da lassen.

Ich kann euch dieses Buch wirklich nur ans Herz legen. Sehr berührend, spannend und mit authentischen Charakteren gesegnet.

Hier nur abonnieren, ohne einen Kommentar zu hinterlassen:
Benachrichtige mich über:
6 Comments
Inline Feedbacks
View all comments
Edda
11. Juli 2017 17:40

Das hört sich spannend an, wird wohl mein nächstes Buch werden, bin z. Zt. bei der Löwin von Kilima auf deine Empfehlung und muss sagen, es ist wert gelesen zu werden. Danke!

Kerstin von KeJas-BlogBuch
12. Juli 2017 6:37

Hallo Yvonne
das Cover finde ich ja schon sehr schön und Deine Rezension auch.
Generell lese ich sehr gerne Geschichte aus der Zeit um den 2. WK. Auch aus dem Grund um mehr über die Lebensweisen und Verhaltensweisen der einzelnen zu erfahren. Hier bin ich sehr interessiert gerade weil es im ländlichen spielt. Das erinnert mich immer so ein bisschen an meine Großeltern.
Ich muss mal stöbern gehen, mich hast du jedenfalls sehr neugierig auf das Buch gemacht
Liebe Grüße
Kerstin

5. November 2018 11:36

Hört sich prima an. Könnte ich mir in meinem Novemberbuchstapel gut vorstellen…
Lieben Gruß
Andrea