[Rezension] Die Klänge der Freiheit – Tara Haigh
Titel: Die Klänge der Freiheit
Reihe: Einzelband
Autorin: Tara Haigh
Verlag: Tinte & Feder
Erscheinungsjahr: 2021
Einband: Taschenbuch
Seitenanzahl: 525
Meine Wertung: 5 Federn
Klappentext:
Nürnberg, 1943: Die junge Inge spielt leidenschaftlich gern Geige und träumt von der weiten Welt. Gegen den Willen des Vaters lässt sie sich zur Rotkreuzschwester ausbilden und wird gleich bei ihrem ersten Einsatz an die Ostfront geschickt. Die Arbeit im Lazarett konfrontiert sie mit der grausamen Realität des Krieges, während die Rote Armee immer näher rückt.
Als der deutsche Offizier Preuss ihr anbietet, ihn nach Italien zur Abtei Montecassino zu begleiten, ergreift sie die rettende Chance. Aber kann sie Preuss wirklich trauen? Er ist kultiviert, ein feinsinniger Kunstkenner, aber auch Nationalsozialist. Noch ahnt Inge nicht, dass sich in Italien ihr Schicksal offenbaren wird und sie schwere Entscheidungen treffen muss: zwischen Liebe und Verrat, Zukunft und Vergangenheit …
Rezension:
Protagonistin ist Inge, ausgebildete DRK-Schwesster, die sich freiwillig in den Dienst an der Front meldet. Eigentlich wollte sie nach Afrika, findet sich dann aber per Einberufungsbefehl an der Ostfront wieder. Ich fand Inge ziemlich stark. Sie tut, was zu tun ist und sie nimmt Dinge in die Hand. Sie ist bereit, für ihre Überzeugung einzustehen, weiß aber auch immer, wie weit sie gehen kann, ohne sich selbst an den Pranger zu liefern. Dabei scheut sie sich aber auch nicht, Preuss in gewissen Umfang Paroli zu bieten.
Inges Gegenspieler und auch Mitspieler ist Preuss, ein Oberstleutnant der Wehrmacht, den sie an der Ostfront kennenlernt und der sie mit nach Italien nimmt. Preuss war fast die interessantere Figur. Inge kann man recht schnell gut einschätzen, Preuss zeigt immer wieder seine zwei Gesichter. Mal der harte Wehrmachtssoldat, der Befehle befolgt und nicht darüber nachdenkt, dann aber kommt auch seine weiche Seite zum Vorschein. Ich meine mich zu erinnern, dass Inge ih zwischendurch mal als Wolf bezeichnet hat und das passt sehr gut. Man muss vor ihm immer auf der Hut sein.
Was es mit Anna auf sich hat, die zu Beginn und zum Ende des Buches vor kommt hatte ich leider sehr schnell durchschaut. Das war ein bisschen schade, denn es nahm so ein bisschen die Überraschung. Aber letzten Endes tat es der Geschichte keinen Abbruch.
Lorenzo ist der Mann, dem Inge in Italien ihr Herz schenkt. Er hat mir als Figur gut gefallen. Tara Haigh gibt ihm seinen Raum, aber nicht zu viel davon. Er kommt sehr unaufdringlich in der Geschichte vor.
Angekommen in Charkow, an der Ostfront, muss Inge sehr schnell die blutigen Tatsachen des Krieges kennenlernen. Man merkt schnell, wie naiv sie an die ganze Sache heran gegangen ist, und wie schnell sie lernen muss, mit den Tatsachen fertig zu werden. Die Geschichte zeigt dann allerdings, nachdem Inge die Ostfront verlassen hat nicht mehr allzu viel vom Gräuel des Krieges.
In Italien leben Inge, Maria und Preuss relativ unbehelligt vom Krieg. Ab hier tritt die Liebesgeschichte zwischen Inge und Lorenzo und das Innenleben von Preuss mehr in den Vordergrund. Es geht darum, wie die Deutschen versucht haben, sich den Schutz der altehrwürdigen Abtei Montecassino zu Nutze zu machen, und wie sie gescheitert sind. Insgesamt konnte mich das Buch von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Die Geschichte entwickelt sich stetig vorwärts und gerade das Mit- und Gegeneinander von Inge und Preuss hat mir sehr gefallen.
Der Schreibstil von Tara Haigh ist eher ruhig und tatsächlich trotz dessen, dass wir uns im krieg befinden malerisch. Es gibt durchaus Bücher, die die Gräueltaten des Krieges besser widergeben. Gerade in Italien hatte man das Gefühl, dass Inge sich eher im Urlaub befindet. Mich persönlich hat das nicht so sehr gestört, denn für mich ging es tatsächlich eher um Inges Entwicklung und Preuss zwei Gesichter. Ich kann mir aber vorstellen, dass dies bei dem einen oder anderen Leser aufstößt.
Ich vergebe sehr gerne 5 Federn und eine Leseempfehlung. Mich hat die Geschichte einerseits unterhalten, andererseits berührt.
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Freut mich sehr, dass Dir der Roman gefallen hat. Mir war es wichtig zu erzählen, was diese Frauen damals geleistet haben – und das Wirken der Deutschen in Italien (Montecassino), einem Land, das mir ans Herz gewachsen ist.
Wie schön, dass du vorbei geschaut hast! Das hast du auf jeden Fall geschafft! Vor allem an der Ostfront muss es grausam gewesen sein. Ich bin froh, dass wir in einer Zeit aufwachsen, die zumindest in unserem Land ruhig ist. Ich weiß nicht, wie die Menschen damals das überstanden haben. Vor allem psychisch muss das eine extrem hohe Belastung gewesen sein.
Viele Grüße
Yvonne