[Rezension] The Belles (1): Schönheit regiert – Dhonielle Clayton
Titel: Schönheit regiert
Reihe: The Belles; Band 1
Autorin: Dhonielle Clayton
Verlag: Planet! (Thienemann-Esslinger)
Erscheinungsjahr: 2019
Einband: Hardcover
Seitenanzahl: 494
Meine Wertung: 2 Federn
Klappentext:
Die Welt von Orléans wird von Hässlichkeit bestimmt, und nur die Belles können den Menschen Schönheit verleihen. Camelia ist eine Belle – schön, begehrt, mit magischen Fähigkeiten. Am Königshof will sie allen zeigen, dass sie die Beste ist. Doch hinter den schillernden Palastmauern lauern dunkle Geheimnisse. Camelia erkennt, dass ihre Fähigkeiten viel stärker und gefährlicher sind, als sie es je für möglich gehalten hätte. Sie sind eine Waffe, die sich andere zunutze machen wollen. Daher muss sie sich entscheiden: Soll sie die Tradition der Belles bewahren oder ihr eigenes Leben riskieren, um ihre Welt für immer zu verändern? Das Schicksal der Belles und von Orléans liegt mit einem Mal in ihren Händen …
Rezension:
Ich war total gespannt auf das Buch, den der Klappentext klang sehr interessant. Leider muss ich sage, dass das Buch nicht hält, was der Klappentext verspricht.
Zunächst hatte ich große Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Ich fand die Belles und ihre „Arbeitsweise“ wenig nachvollziehbar. Nach und nach wurde es aber verständlicher und ich bekam eine Ahnung davon, wie die Veränderungen, die die Belles an den Menschen vornehmen, funktionieren. Nach rund 100 Seiten hatte ich das Gefühl, dass ich mich in der Welt ganz gut zu Recht finde und die Geschichte anfängt sich wirklich mit dem Thema auseinander zu setzen.
Die erste Behandlung eines Kleinkindes fand ich sehr spannend geschrieben. Wie grausam ist es, dass schon kleine Mädchen zu den Belles gebracht werden und ihnen Gewalt angetan wird, um sie hübscher zu formen? Ein Kleinkind muss von ihrer Mutter hören, dass ihre Anlagen mangelhaft sind und sie schrecklich aussieht (S. 126). Genau an dieser Stelle hätte die Autorin viel stärker auf das eingehen können, was sie nach eigener Aussage mit dem Buch bezwecken wollte. Sie sagt selbst im Nachwort: „Ich hoffe, dieses Buch bringt uns dazu, über Kommerzialisierung von weiblichen Körpern zu reden; über die medialen Botschaften, die wir jungen Leuten über den Wert ihres Aussehens zukommen lassen; …“ (S. 498). Schade, dass die Autorin diese Chance weder an dieser, noch an anderer Stelle nutzt. Ich hatte eher den Eindruck, dass alle Figuren im Buch den Schönheitswahn gutheißen und unterstützen.
An keiner Stelle im Buch wird der Schönheitswahn wirklich thematisiert und vor allem kritisch hinterfragt. Ganz vorsichtig blitzt bei Camelia mal etwas auf, was man eine Auseinandersetzung mit dem Thema nennen kann, aber leider biegt die Autorin dann sofort wieder ab und führt das Ganze nicht bis zum Ende aus. Aus meiner Sicht hat Dhonielle Clayton ihr Ziel enttäuschenderweise nicht erreicht, sondern sehr viel vorhandenes Potenzial verschenkt.
Der Schreibstil von Dhonielle Clayton ist einerseits sehr bildhaft, aber dadurch auch etwas langatmig. Für mich hätte die Geschichte durchaus ein bisschen mehr Fahrt haben dürfen, aber diese Fahrt nimmt sie erst im letzten Viertel auf. Dann geht es allerdings plötzlich auch sehr schnell und sehr reibungslos vonstatten. Leider hat die Autorin es nicht geschafft, mir Camelia oder eine der Nebenfiguren wirklich nahezubringen. Obwohl die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Camelia erzählt wird, konnte ich keine Bindung zu ihr aufbauen.
Der Weltenaufbau hat mich teilweise etwas verwirrt. Einerseits scheint die Welt viel weiter zu sein, wenn man davon liest, dass Licht in Laternenform selbst durch den Raum fliegt, oder Postballons alleine fliegen und nur ein bisschen auf dem Weg gehalten werden müssen. Andererseits fahren die Menschen in Kutschen durch die Gegend, was eher auf eine etwas altertümliche Welt hindeutet.
Nach dem Klappentext zu urteilen hatte ich eine Protagonistin erwartet, die erkennt, dass Schönheit nicht alles ist. Auf den ersten Seiten wird Camelia auch als ein sehr eigensinniges Mädchen eingeführt, das durchaus das Potenzial hat, die Welt zu erschüttern. Leider bleib davon nicht sehr viel übrig, als sie erst einmal am Hof angekommen war. Ich hatte erwartet, dass Camelia sich mit den klassischen Schönheitsidealen ihrer Welt auseinandersetzt, dass sie neue Erkenntnisse gewinnt und anfängt, sich mit der gängigen Praxis der Behandlungen auseinander zu setzen. Ich wünschte mir eine Protagonistin, die sich den Herrschenden, allen voran Sophia, widersetzt. Bedauerlicherweise findet Camelia diese Stärke nicht. Ich konnte natürlich nachvollziehen, dass sie Angst um ihr eigenes Leben hatte, aber letzten Endes machte es sie für mich zu einer sehr schwachen Protagonistin. Sie hat mich nicht beeindrucken können.
Nicht nachvollziehen konnte ich, warum die Königin und der König so wenig präsent waren. Warum setzen sie ihrer Tochter keine Grenzen? Auch sie waren leider sehr schwache Figuren.
Für mich war „The Belles – Schönheit regiert“ eher ein Abenteuerroman, in dem es Camelia darum ging, ihre eigene Haut gegen eine fatalerweise wahnsinnige, zukünftige Herrscherin, zu verteidigen. Der gesellschaftskritische Roman, den ich mir erhofft und den mir der Klappentext auch versprochen hatte, den habe ich bedauerlicherweise nicht bekommen.
Von mir gibt es 2 Federn, denn das Buch hält für mich nicht, was der Klappentext und die Autorin versprechen. Das Beste am Buch ist tatsächlich das Cover, das wirklich wunderschön ist.
Weitere Rezensionen findet ihr bei:
angeltearz liest – Leseempfehlung
The Anna Diaries
Bücherparadies – 4 Sterne
Liebe Yvonne,
vielen lieben Dank fürs verlinken. Schade das dich dieses Buch nicht überzeugen konnte, dennoch kann ich deine Eindrücke sehr gut nachvollziehen.
Liebste Grüße
Nadine
Hallo Nadine,
sehr gerne! Ich mag deine Rezension!
LG
Yvonne
Irgendwie finde ich deine Rezension beruhigend. Ich habe aufgrund von Cover und Klappentext bereits eher damit gerechnet, dass es oberflächlich ist und mich daher nicht weiter für das Buch interessiert. Aber man kommt im Moment ja kaum Drumherum und die Bewertungen sind eher positiv. Daher freue ich mich über deine fundierte und gut begründete Kritik.
Liebe Grüße,
Mona
Hallo Mona,
ja, mir ist auch aufgefallen, dass die meisten Rezensenten echt begeistert sind. Letzten Endes ist das Buch auch sicher nicht schlecht, wenn man eben nicht diese Gesellschaftskritik erwartet. Aber die Erwartung hat die Autorin ja selbst aufgebaut, dann muss sie das auch halten.
LG
Yvonne